Zu dritt mit dem Motorrad 616 km durch die Alpen – Teil 1

Corona hat uns auch dieses Jahr die Sommerferien vermiest. Unsere Auslandreise musste aufgrund von für uns nicht tragbaren Auflagen gestrichen werden. Wir fanden einen tollen Ersatz und planten zu dritt einige Tage mit unseren Motorrädern durch die Alpen zu kurven.

Nachdem das neue Garagentor an seinem Platz war, konnten wir uns auf den Weg machen. Zuvor durfte jedoch minutiös gepackt werden, denn es standen nur 6 Motorradkoffer und für den Notfall eine kleine Packtasche zur Verfügung, welche jedoch vor Reiseantritt nach Möglichkeit leer bleiben sollte, damit unterwegs etwas Spielraum blieb. Wir wollten zwischendurch wandern gehen, so dass auch gutes Schuhwerk, Regenbekleidung, Sonnenschutz und vieles Anderes eingepackt werden musste. Und natürlich durften Bienes Hund und Bär auf gar keinen Fall alleine zu Hause bleiben.

Tag -1 – 96 km – Vorbereitung der Sozia

Unsere 8-Jährige war zwar schon mehrfach auf dem Motorrad mitgefahren, doch solche Strecken waren noch nie darunter. Deshalb testeten wir auf einer ihr gut bekannten Strecke vom Bodensee zu uns nach Hause, wie sie sich als Sozia macht. Auf dieser Strecke war es ihr jederzeit möglich, mit einem Stopp die Tour abzubrechen und mit dem Auto weiter zu reisen, denn das Begleitfahrzeug war stets nur wenige Kilometer entfernt, so dass ein Umstieg immer möglich war. Doch wir Eltern machten uns zu viele Sorgen. Zu Hause angekommen, meinte unsere Tochter, dass die 96km viel zu schnell vergangen seien.

Tag 0 – 0 km Packtag

Das Garagentor wurde geliefert und montiert. Parallel dazu konnten wir noch dies und das erledigen sowie die Wettervorhersagen etwas genauer klären. Zudem versuchten wir am ersten Routenziel ein Zimmer zu reservieren, was sich als aussichtslos erwies und uns bereits zur ersten Routenänderung zwang. Wir beschlossen, die Rundtour im Gegenuhrzeigersinn zu starten und packten die Koffer entsprechend. Der Reifendruck an den Reisemaschinen wurde kontrolliert, die Seitenkoffer festgemacht und der erste Routentag ins Navigationsgerät einprogrammiert. So konnte es schon beinahe losgehen.

Tag 1 – 160 km – Home – Illgau – Oberalppass – Obersaxen

Die Packtaschen wurden fertig gepackt und in den Koffern der Motorräder verstaut. Um 10 Uhr war alles verstaut und es konnte losgehen. Gemächlich machten wir uns auf den Weg zu unserem ersten Etappenziel. In Illgau im Muotathal wurde der Götti besucht. Gemeinsam gingen wir mit der Seilbahn einen tollen Wasserfall bestaunen, welcher auch mit Motorradkleidung (zumindest bei den Grossen) in wenigen Gehminuten gut zu besichtigen war. Im Anschluss ging es wieder mit der Selbstbedienungsseilbahn den Berg hoch.

Nach einem tollen Mittagessen bestiegen wir wieder unsere Motorräder und brausten talwärts. In Altdorf wollte unsere Grosse das Tell-Denkmal bestaunen. Mangels Parkmöglichkeiten fuhren wir weiter, ohne das Denkmal genauer zu besichtigen, doch die kurzen Hosen des Nationalstars konnten wir trotzdem begutachten. In Amsteg machten wir Halt. Hier bestaunten wir die Druckleitungen des Wasserkraftwerks sowie das ausgestellte Turbinenrad. Ab hier ging es in die erste grosse Steigung. Da auf der Gotthardautobahn der übliche Sommerstau herrschte, war der Verkehr recht rege und nicht sonderlich schnell. Im Kriechtempo ging es hinter Lastwagen und Wohnmobilen die Rampe Richtung Andermatt hoch.

Bei der Teufelsbrücke machten wir kurz Halt und warfen einen Blick auf das alte Bauwerk, auf welchem im Frühjahr der Bögg verbrannt wurde. Doch lange weilten wir hier nicht, zu viele andere Besucher wuselten umher. Wir hatten ja auch noch eine Strecke vor uns.

Ab Andermatt wurde es plötzlich wieder ruhig und wir waren schon beinahe alleine unterwegs. Nach einigen Haarnadelkurven zum Oberalppass machten wir einen erneuten Stopp und genossen hier die herrliche Aussicht runter nach Andermatt und weiter in Richtung Realp und Furka. Hier geht’s bestimmt ein Andermal durch. Weiter führte uns die Route über die Oberalppasshöhe und weiter ins Vorderrheintal in die Surselva. Schon bald bezwangen wir die Kehren hoch nach Obersaxen. In Maierhof kauften wir kurz das Nötigste ein und genossen ein feines Gelati, bevor wir uns auf die letzten Kilometer nach Platenga machten.

Etwas Bewegung musste dann doch noch sein. So machten wir uns zu Fuss auf nach Surcuolm, wo wir ein tolles, typisch regionales Nachtessen genossen, bevor wir uns wieder zu Fuss auf den Rückweg machten. Während Biene schnell zu Bett ging, planten die Grossen noch den kommenden Tag und gingen ebenfalls früh zu Bett.

Tag 2 – 0 Km – Ruinaulta

Der Morgen begann aufregend. Der erste Blick aus dem Fenster offenbarte einen frechen Nachbar, welcher uns ungeniert in die Augen blickte und munter weiter graste. Ein prächtiges Exemplar eines Hasen frühstückte unmittelbar vor unserem Stubenfenster. Lass es dir schmecken.

Nach dem Frühstück packten wir den Rucksack, schnürten die Wanderschuhe und stiegen ab nach Egga. Von hier reisten wir mit dem Postauto nach Ilanz. Wir waren nach den starken Regenfällen etwas unsicher, wie gut der Weg durch die Rheinschlucht sein würde. Doch unsere Bedenken waren nicht berechtigt. Der herrliche Weg folgte dem Lauf des Vorderrhein flussabwärts. Biene zählte anfangs noch die Wurzeln der Bäume, doch schon bald liess sie es bleiben. Munter und fröhlich wanderten wir drei weiter. Machten hier und da einen kurzen Stopp zum Bewundern der herrlichen und einmaligen Landschaft, bevor es wieder weiterging. E-Bike Fahrer sahen wir drei Mal: Das erste Mal, als diese uns voller Elan überholten, das zweite Mal als die Strassenräder im Dreck feststeckten und zum dritten und letzten Mal, als diese widerwillig den Rückzug antraten – Es hat wohl Gründe, weshalb der Mountainbike-Trail nicht dem Wanderweg folgt.

Der ursprüngliche Weg war gesperrt, so dass wir einen kleinen Umweg mit einem Anstieg machen mussten. Die Aussicht war hier oben ebenfalls sehr schön und der Weg führte uns genauso zum Bahnhof in Versam. Der Zug fährt nur alle Stunden einmal in Richtung Ilanz, so dass uns etwas Zeit zum Verschnaufen, Wasser trinken und Telefonieren blieb. Papi kennt da jemanden, der in der Nähe unseres nächsten Etappenziels am Berninapass eine Alp besitzt. Vielleicht können wir ihn da besuchen gehen und danach in der Gegend in Zimmer suchen. Es kommt noch besser und Jürg lädt uns zu sich zum Übernachten ein.

Mit dem Zug ging es zurück nach Ilanz, wo wir für ein einfaches und trotzdem feudales Nachtessen einkauften und uns dann wieder mit dem Postauto nach Obersaxen fahren liessen.

Auch an diesem Abend wurden wir nicht alt. Nach einiger Planung für den kommenden Tag ging es erneut früh zu Bett, so dass wir für den nächsten Biketag bereit sein würden.

Wie es weiter ging, findet Ihr in den kommenden Posts.